Pferdefütterung: Wie gut ist unser Heu wirklich? Teil 2: Möglichkeiten und Grenzen einer Heutrocknung

Stand: 04/17/2023
Schlechtes Heu ist meist auf Erntefehler oder eine ungeeignete Lagerung zurück zu führen. Ein weiterer Knackpunkt der Heuernte ist die Trocknungsphase.
Dr. Thomas Priesmann und Maria Schoenen vom DLR Eifel berichten über die Möglichkeiten aber auch Grenzen, mit einer Trocknungsanlage die Heuqualität positiv zu beeinflussen.

kurz & knapp: Das Fazit:

  • Überständige Grasaufwüchse von extensiven Grünlandflächen, wie sie gerne für die Gewinnung von Pferdeheu genutzt werden, sind sehr häufig mikrobiell stark belastet.
  • Mikrobiell belastetes Heu (Qualitätsstufe 3 und 4) ist für Pferde nicht geeignet.
  • Die Warmlufttrocknung von Heu stellt eine Alternative zur Bodentrocknung von Heu da. Durch die kürzere Liegezeit auf der Fläche sinken die Risiken einer mikrobiellen Belastung von Heu und die Nährstoffverluste durch Veratmung und Bröckelverluste. Besonders für vorbelastete Pferde, sprich Allergiker oder Tiere mit gereizten Atemwegen, sollte man warmluftgetrocknetes Heu in die Fütterung integrieren. Denn die geringere mikrobielle Belastung wirkt sich positiv auf die Atemwege und auf den Verdauungstrakt aus.
  • Zeitig genutzte Grünlandaufwüchse von intensiv genutzten Grünlandflächen sind zumindest für Freizeitpferde meist nur bedingt als Alleinfutter geeignet, weil sie einen höheren Input an Nährstoffen (Protein, Zucker) mit sich bringen. Hier bietet sich die Verdünnung der Ration mit mikrobiell einwandfreiem Stroh an.
  • Die Mehrkosten liegen aktuell bei 7 - 8 € je dt Heu (Strom, Wärme, Abschreibung, Unterhalt, Zinsen und sonstige Betriebskosten). Bei einem Heuverbrauch von ca. 10 kg/Tag (plus 2 kg Haferstroh) wären dies Mehrkosten pro Pferd von ca. 250 - 300 € pro Jahr. Die Kosten für die Behandlung eines hustenden Pferdes können die Mehrkosten für das Trocknungsheu sehr schnell um das mehrfache übersteigen (Quelle: https://www.pferd-versichert.de/pferdeversicherungen/informationen/tierarztkosten-bei-pferdehusten). Wer zudem günstiger an Wärme oder Strom kommt, z.B. über Abwärme von Biogasanalgen oder eigen erzeugten Solarstrom, kann die Mehrkosten deutlich senken.
  • Ohne eine Ergänzung mit Selen (und anderen Spurenelementen) geht es nicht.
  • Abschließend bleibt der Appell an alle Pferdehalter, die Qualität (Nährwerte, Mineralstoffe und Mikrobiologie) des Heus regelmäßig durch ein Labor untersuchen zu lassen. Denn Heu ist das wichtigste Raufutter für Pferde. Mit qualitativ hochwertigem (= mikrobiell einwandfreiem) Heu kann man vielen Problemen entgegenwirken. Es ist für das Pferd schonender und den Tierhalter preiswerter, qualitativ hochwertiges Heu zu füttern, auch wenn dieses gegebenenfalls mehr kostet, als nachher viel Geld für die Behandlung von Atemwegserkrankungen und Störungen des Verdauungstraktes aus zu geben.
Im Anhang finden Sie den ausführlichen Bericht mit Grafiken und den detaillierten Ergebnissen zum Download.


In einem weiteren Beitrag (Teil 1) befassen sich die Autoren mit den möglichen Folgen einer schlechten Heuqualität, die Kennzeichen eines guten Heus und die Möglichkeiten, die Qualität von Heu zu beurteilen. zum Beitrag


Artikel_Pferdeheu_Teil-2_2023.pdfArtikel_Pferdeheu_Teil-2_2023.pdf

thomas.priesmann@dlr.rlp.de     www.DLR-Eifel.rlp.de